Ratgeber:
Orkanartige Winde decken Dächer ab, zerstören Fensterscheiben, das Regenwasser dringt in Dächer, Wände und Fußböden ein.
Bei solchen Schäden denkt man meist nicht daran, dass nicht nur die sichtbaren Zerstörungen repariert werden müssen. Die Menschen sind froh, wenn die Dächer wieder eingedeckt, die Fenster wieder verglast und die Zerstörungen beseitigt sind. Aber das Regenwasser, das bei den Stürmen und Gewittern die hölzernen Dachkonstruktionen, die Dämmungen, die Wände und Böden aus Gipskarton-, Gipsfaser – oder Spanplatten durchfeuchtet hat und sich im Material großflächig verteilte, sieht und bemerkt man zunächst nicht. Die wirklichen Probleme beginnen oft erst längere Zeit nach den Reparaturarbeiten: Es entwickeln sich muffige, schimmelige Gerüche, Leichtbauwände, Dachschrägen- und Kniestockverkleidungen fangen langsam an, Flecken zu bekommen. Pressspan- oder OSB-Platten unter den Bodenbelägen quellen auf, verlieren ihre Festigkeit und verfärben sich schwarz.
Möbel, die in der Nähe von Außenwandflächen stehen, bekommen auf der Rückseite einen dichten Flaum von grauen, schwarzen oder grünen Schimmelpilzrasenflächen. Die Menschen, die in solchen reparierten Häusern oder Wohnungen leben, bekommen immer mehr Gesundheitsprobleme: Tropfende Nasen, Dauerschnupfen, Asthmaanfälle, Kopf- und Gliederschmerzen, unerklärliche Müdigkeit u.v.a. Das alles kommt daher, das meistens die nicht direkt beschädigten Teile eines Hauses oder einer Wohnung nicht auf eingedrungene Nässe hin kontrolliert und bei festgestellter Feuchtigkeit entsprechend sachgerecht saniert werden. Oft führt die Dauerfeuchte direkt zu einem Schimmelbefall an Wand und Bodenflächen oder unter einem schwimmend verlegten Estrich.
Häufig sind es aber auch durchfeuchtete Dämmstoffe, die im folgenden Winter aufgrund der dann nicht mehr vorhandenen Dämmfähigkeit zu Kondenswasserproblemen und dadurch zu Schimmel führen. Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem kann entstehen, wenn durch eingedrungene Feuchte in Dachstühlen die als Salze auf den Holzoberflächen vorhandenen Holzschutzmittel zuerst verflüssigt, danach über weite Bereiche der Wohnungen verbreitet werden und dann an allen möglichen Oberflächen wieder auskristallisieren. Jeder weiß inzwischen, dass die Holzschutzmittel aus den 60er bis 80er Jahren giftig sind. Kaum einer aber denkt daran, dass diese Gifte durch Feuchte mobilisiert werden und dadurch die Wohnräume von Menschen kontaminieren können.
Uwe Dippold, Baubiologe seit 2002, Schimmelsachverständiger und Betreiber einer Beratungsstelle des Baubiologen-Vereins Biolysa in Nürnberg, erläutert: „Die Holzschutzmittel können mit den feinen, staubartigen Salzkristallen entweder direkt oder durch Anhaftungen am Hausstaub von den Bewohnern solcher Räume eingeatmet werden. Ganz besonders schlimm ist die Situation in Wohnungen mit Laminatboden und Konvektionsheizkörpern. Durch die Umwälzung der Luft und ihrer Reibung am Kunststoffboden entstehen elektrostatische Ladungen, die bewirken, dass die Staubteilchen besonders lange in der Luft schweben und zusätzlich noch mit den positiven Ladungen die Schleimhäute der Atemwege reizen. Bei den Schimmelpilzen und ihren Sporen kann man von einem gleichgearteten Szenario ausgehen.
Sobald sich vermehrt Schimmelsporen oder Partikel von Holzschutzmitteln in der Atemluft befinden, fangen bei den Betroffenen auch die Gesundheitsprobleme an.“ Schädliche Rückstände und Keime können auch innerhalb von Leichtbauwänden und in anderen baulichen Hohlräumen zu finden sein. Unter schwimmenden Estrichen ist oft die Trittschall- oder Wärmedämmschicht vollständig kontaminiert. Jeder Tritt und jede Druckänderung des Luftvolumens durch Öffnen oder Schließen einer Tür kann die schädlichen Teilchen mobilisieren und in die Raumluft wirbeln. Laut Dippold sei das Wichtigste bei Unwetterschäden jeder Art, immer die umfassende Begutachtung der Ursachen, der gesamten Schäden sowie die Festlegung der notwendigen Sanierungsmaßnahmen nach den Regeln der Technik.
Die richtige Reihenfolge der einzelnen Sanierungsschritte, ihr Umfang und alle notwendigen Schutzmaßnahmen müssten sachverständig dokumentiert und auch kontrolliert werden. Deshalb sollte auf jeden Fall nach jeder Art von Sanierung zusätzlich immer nach dem Abschluss der Maßnahmen eine Begutachtung mit einer förmlichen Freigabe der Baustelle durch einen unabhängigen Sachverständigen gefordert werden. Das sei unabdingbar für ein weiteres gesundes Leben in einem gesunden Heim. Anderenfalls habe man bei entstehenden Gesundheitsproblemen oder als anderweitig Geschädigter durch unsachgemäß ausgeführte Arbeiten starke Schwierigkeiten, mögliche Mängel bei der Durchführung der Arbeiten nachzuweisen und evtl. Schadensersatz oder Nachbesserung fordern zu können.